Aus der Vereinsgeschichte
Der
Verkehrsverein Erbach im Rheingau eV blickte 1985 auf sein 50-jähriges Bestehen
zurück. Aus diesem Anlass machte sich ein unbekanntes Mitglied des
Verkehrsvereins die Mühe, nachfolgende Zeilen niederzuschreiben und somit die
Geschichte des Vereins aufleben zu lassen.
In den
Jahren vor dem Ersten Weltkrieg bestand schon einmal ein Verschönerungs- und
Verkehrsverein, was sicher manchen unserer Mitbürger noch in Erinnerung ist.
Bedauerlicherweise sind aus jenen Jahren kaum noch Unterlagen vorhanden. Da der
Verein auch nicht in das Vereinsregister eingetragen wurde, läßt sich leider
nichts über das Gründungsdatum feststellen. Man spricht davon, daß er im Jahre
1910 gegründet worden sei. Ebenso unbekannt sind die Namen der Gründer.
Bei
Durchsicht der spärlichen Akten konnte nun doch noch einiges festgestellt
werden. Das älteste vorhandene Schriftstück ist ein Kosten-Anschlag der
Schlosserei Almeroth, Erbach, an den Verschönerungs- und Verkehrsverein über
die Lieferung einer Bank. Sie kostete einschließlich Anstrich 23 Mark. Dieser
Kosten-Anschlag trägt folgenden handschriftlichen Vermerk: "Bestellt am
24. Aug. 1911, M.v.O.". Dieses Namenszeichen ist zweifelsfrei zu
übersetzen mit Maximilian von Oetinger, ob Herr Oetinger Vereinsgründer,
Vorsitzender oder Vorstandsmitglied gewesen ist, läßt sich heute nicht
feststellen. Es wurden damals aber mehrere Bänke angefertigt. Denn es ist noch
bekannt, daß in jenen Jahren an einigen markanten stellen in der Feldgemarkung
Ruhebänke standen mit der Beschriftung "Verschönerungs- und Verkehrsverein
Erbach".
Am
28.9.1912 schrieb die Gemeinde Erbach an den Vorstand des Verschönerungs- und
Verkehrsvereins:
"Auf
die gefl. Eingabe vom 24. ds.Mts. bin ich in der erfreulichen Lage Ihnen
mitteilen zu können, daß nunmehr das erhöhte Fußweg-Trottoir auf der
Eltvillerlandstraße innerhalb der hiesigen Gemarkung zur Ausführung gelangt.
Für Ihre freundliche Unterstützung sowie der Verfügungstellung des jährlichen
Beitrages von 50 Mark auf drei Jahre danke ich Ihnen bestens".
Aus
diesem Schreiben ist zu ersehen, daß sich der Verein für die Anlage eines
Bürgersteiges an der Rheinseite der Eltviller Landstraße mit Erfolg eingesetzt
hat.
Die
Eltviller Landstraße schien es dem damals noch jungen Verein besonders angetan
zu haben. Im Jahre 1913 erteilte die Gemeinde dem Verein folgende Genehmigung:
"Wir
erteilen Ihnen hiermit die Genehmigung zur Pflanzung einer Allee längs der
Bordsteine auf dem erhöhten Bürgersteig auf der Südseite der Eltvillerlandstraße,
und zwar von der Hauptstraße Nr. 1 bis zur Bezirksgrenze.
Es können
Kugelakazien und Rotdorn gepflanzt werden. Die Pflanzung der Bäume hat in
Abständen von 6 Meter und im Anschluß an die des Bezirksverbandes zu erfolgen.
Die Unterhaltungspflicht der Bäume geht auf den Verschönerungs- und
Verkehrsverein über".
Diese
Genehmigung erschien der Gemeinde offensichtlich sehr bedeutsam, denn sie trägt
neben der Unterschrift des Bürgermeisters noch die Unterschriften von 2
Mitgliedern des Gemeinderates.
Wegen Auswahl
der Bäume wurde die königliche Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in
Geisenheim zu Rate gezogen. Gegen die Pflanzung von Rotdorn meldete sie
bedenken an, weil dieser Baum nicht wirke und den Stürmen ausgesetzt einseitige
Kronen bilde. Auch der Umstand, daß dieser Baum stark von Schädlichen
heimgesucht wird und den anliegenden Obstpflanzungen zum Nachteil werden kann,
sei als Fehler zu bezeichnen. Die Kugelakazie würde sich besser eignen.
Aus
diesem Schriftwechsel ist zu ersehen, daß zu dieser Zeit Herr Felix Hohoff
Vereinsvorsitzender gewesen ist.
Man
verstand es auch schon in früheren Jahren Jubiläen in der gebührenden Form zu
begehen. Das Jahr 1913 war ein solches Jubeljahr und die Gemeinde Erbach hat
dem Verein am 27.2.1913 geschrieben und ihm Vorschläge für besondere Maßnahmen
unterbreitet. Das Schreiben im Wortlaut:
"Wie
bekannt, werden in diesem Jahre die hundertjährige Gedenkfeier an die
Befreiungskriege sowie das 25-jährige Regierungsjubiläum Sr. Majestät Kaiser
Wilhelm II festlich begangen und ist es alte Sitte, daß man derartig große
Gedenktage für die Vergangenheit festnagelte. Dies kann am einfachsten durch
Errichtung von Natur-Denkmäler geschehen u. wäre am hiss. Platze wohl auch
genügende Gelegenheit dazu. Ich denke nur z.Bs. an die Pflanzung einer
Kaisereiche, einer Kaiser-Wilhelm II-Promenade am Rhein (Durchführung der
Eltviller Allee), eines öffentlichen Brunnens mit entsprechender Widmung auf
dem Marktplatz usw. Ich gestatte mir den verehrl. Verein auf diese Gedenktage
aufmerksam zu machen und sollte es mich freuen, wenn meine Anregung von Erfolg
begleitet sein würde".
Die
Reaktion des Vereins auf diese Anregungen ist nicht bekannt.
In das
Jahr 1913 fielen auch Bestrebungen des Vereins auf dem Erbacher Kopf eine
Schutzhütte zu errichten. Dies ergibt sich aus einem Schreiben des Rhein- und
Taunus-Klub Wiesbaden. Dieser bringt darin seine Freunde zu diesem Vorhaben zum
Ausdruck und bedauert gleichzeitig keinen Beitrag zu den Baukosten leisten zu
können.
Bekannt
ist auch, daß sich der Verschönerungs- und Verkehrsverein in den Jahren vor
1914 Gedanken über eine ansprechende Gestaltung des Rheinufers machte. Zu
diesem Zweck entwickelte er Pläne, die auch zu Papier gebracht wurden.
Verwirklicht wurden aber nichts mehr, wahrscheinlich durchkreuzte der Erste
Weltkrieg diese guten Absichten. Dieser Krieg brachte überdies jegliche
Vereinsarbeit zum Erliegen. Die ersten Nachkriegsjahre waren auch nicht
geeignet, dem Verein neues Leben zu geben. Nach der Inflation 1924 soll der
Versuch unternommen worden sein, den Verein neu zu beleben. Etwa 50 Bürger
seien es gewesen, die an die Arbeit der Vorkriegsjahre anknüpfen wollten.
Versammlungen sollen gut besucht gewesen sein; offenbar kam es aber doch zu
keiner aktiven Arbeit.
Für einen
der ersten Dezembertage 1927 hatte der damals amtierende Bürgermeister Jean
Kater zu einer Gründungsversammlung für einen Verkehrsverein eingeladen. Dies
ist ersichtlich aus dem Schreiben eines Bürgers, der zu dieser Versammlung
eingeladen war, sich aber wegen Fernbleibens entschuldigte. Zum Schluß dieses
Schreibens heißt es: "Ich bitte Sie mir jedoch Gelegenheit zu geben, mich
in die Gründerliste eintragen zu können".
Hier ist
nun von Gründung eines Verkehrsvereins die Rede. Danach ist wohl anzunehmen,
daß der bisherige Verschönerungs- und Verkehrsverein nicht mehr bestand. Daß
dem so war und daß es Anfang Dezember 1927 zur Gründung eines Verkehrsvereins
gekommen ist, ergibt sich auch aus einem Schriftwechsel zwischen dem
Wassertbauamt Bingerbrück und der Gemeinde Erbach. Dieses Amt schrieb am
13.12.1927:
"Der
Erlaubnisschein Nr. 3148 ist am 3.11.1910 dem Verschönerungs und Verkehrsverein
dortselbst ausgestellt worden. Da nach dortiger Angabe dieser Verein nicht mehr
besteht, so muß der Erlaubnisschein auf den jetzigen Verkehrsverein übertragen
werden. Ich ersuche ergebenst einen diesbezüglichen Antrag hier vorzuschlagen
und gleichzeitig einen Lageplan 4fach beizufügen".
Die
Gemeinde Erbach legte dem Amt die erbetenen Unterlagen vor und bat, die
seinerzeit dem Verschönerungs- und Verkehrsverein erteilte Erlaubnis auf den
jetzigen Verkehrsverein zu übertragen. Mit dieser Erlaubnis war dem
Verkehrsverein gestattet worden, am Rheinufer drei Ruhebänke aufzustellen und
Bäume anzupflanzen.
Von der
Tätigkeit dieses 1927 gegründeten Verkehrsvereins ist leider nichts bekannt. Es
existiert noch eine Satzung "Verkehrsverein Erbach/Rhg.", die
seltsamerweise kein Datum trägt, wann sie beschlossen wurde. Über die
Vereinsaufgabe ist in § 1 bestimmt:
"Der
Zweck des Vereins ist anregend und ausführend für die Hebung des Verkehrs sowie
für die Verschönerung von Erbach und Umgebung zu wirken".
Diese
Formulierung war wohl für den Verkehrsverein Hattenheim-Hallgarten Veranlassung
im Jahr 1929 den Verkehrsverein Erbach zu bitten, mit dafür einzutreten, daß
der Fußweg zwischen Erbach und Hattenheim in das Wiesengelände verlegt wird.
Begründung:
"Durch
den starken Autoverkehr wird die Gefahr für die Fußgänger immer größer, so daß
es dem Spaziergänger doch fest nicht mehr möglich ist, die Landstraße zu
begehen".
Das
wurde, wohl gemerkt, 1929, also vor 56 Jahren, geschrieben. Wie stark mag der
Verkehr damals, gemessen an heutigen, gewesen sein ?
Mehr kann
von dem 1927 gegründeten Verein mangels fehlender Unterlagen nicht berichtet
werden. Es bleibt lediglich anzumerken, daß aus diesen Jahren noch
Anwesenheitslisten existieren, die aber kein Datum tragen und aus denen auch
nicht ersichtlich ist, ob es sich um ordentliche oder außerordentliche
Mitgliederversammlungen oder gar um eine Gründungsversammlung gehandelt hat.
Genauere Aufzeichnungen, Berichte und Sitzungsprotokolle gibt es erst seit dem
Jahre 1935.
Das Jahr
1935 ist dann auch das Gründungsjahr des nunmehr auf ein 50-jähriges Bestehen
zurückblickenden Verkehrsvereins Erbach/Rheingau eV. Am 15.8.1935 hatte der
schon genannte Bürgermeister Jean Kauter erneut die Initiative zur Gründung
eines Verkehrsvereins ergriffen. Ein unter diesem Datum an alle Erbacher
Haushalte verteilter Aufruf zur Vereinsgründung fand eine gute Resonanz und 151
Bürger erklärten im Laufe der folgenden Monate ihren Beitritt. Damit war das
Fundament für eine rege Vereinsarbeit gelegt. Von diesen 151 Mitgliedern gehört
heute nur noch Jakob Kehr dem Verkehrsverein an.
Das Jahr
1935 fiel in die Zeit der NS-Diktatur. Der in jener Zeit amtierende Landrat des
Rheingaukreies war zugleich Kreisleiter der NSDAP. In dieser Doppelfunktion
hatte er alle Gemeinden des Kreises wiederholt und nachdrücklichst aufgefordert
dafür zu sorgen, daß überall, d.h. in allen Gemeinden, Vereine zur Förderung des
Fremdenverkehrs gegründet werden.
Die erste
Mitgliederversammlung des neuen Vereins fand am 3.12.1935 im Gasthaus
"Weimar", Hauptstraße, statt. In ihr wurde auch ein Vorstand gewählt,
der sich aus folgenden Personen zusammensetzte:
1. Vorsitzender |
Jean Kauter,
Bürgermeister |
2. Vorsitzender |
Max Krahn |
Schriftführer |
Johann Bouffier |
Kassierer |
Karl Knittweis |
Beisitzer |
Philipp Sahlheiser |
" |
Hans Meyer |
" |
Balthasar Jung |
" |
Heinrich Stumpf |
" |
Heinrich Meyer |
" |
Josef Weimar jr. |
" |
Hans Kaiser. |
Im
Dritten Reich hießen nach dem damals geltenden Führerprinzip die Vorsitzenden
"Vereinsführer". Auch mußten alle, selbst die kleinsten Versammlungen
stets mit einem "Sieg Heil auf den Führer" geschlossen werden, so wie
auch jede Versammlung mit dem "Deutschen Gruß" eröffnet wurde. In den
Jahren 1934/36 waren die Bürgermeister "Leiter" der Gemeinden und
ihre Dienstbezeichnung war "Gemeindeschulze". In den Städten galt
weiter die Bezeichnung Bürgermeister.
In dieser
ersten Versammlung, in der alle Mitglieder zur aktiven Mitarbeit aufgerufen
wurden, sind eine Reihe von Vorschlägen zur Verbesserung des Ortsbildes
diskutiert worden. Unter anderem stand im Raum die Errichtung eines Ehrenmals
für die Gefallenen des Weltkrieges 1914/18. Während das Staatshochbauamt in
Rüdesheim einen Platz unter den Platanen im Garten von Schloß Reinhartshausen
empfahl, stimmten alle Mitglieder für einen Platz am Rhein neben dem Brunnen
des Wasserwerks. Zur Ausführung ist das Projekt aber nicht gekommen.
Im
Protokoll über die erste Vorstandssitzung vom 17.3.1936 ist folgendes zu lesen:
"Der
Zweck der heutigen Sitzung war die Besprechung für die Abhaltung des
diesjährigen Erdbeerfestes. Der Vereinsführer schlug den 21. oder 28. Juni vor.
Alle Anwesenden hatten volles Interesse für das Fest. Es wurden verschiedene
Vorschläge für den Ausbau gemacht, um den Mitgliedern bei der nächsten
Versammlung mit geeigneten Unterlagen aufwarten zu können. Im allgemeinen ist
das Fest in diesem Jahr etwas größer vorgesehen wie im letzten Jahr".
Aus
diesem Protokoll ergibt sich, daß das erste Erdbeerfest schon vor der
Vereinsgründung stattgefunden hat. Es wurde von der Gemeinde vorbereitet und
durchgeführt und fand am 23. Juni 1935 statt. In erstaunlich kurzer Zeit wurden
die umfangreichen Vorarbeiten für dieses erste Fest erledigt.
Denn an
Hand der Akten ist festzustellen, daß die erste Besprechung am 29.5.1935
stattfand. Zu ihr hatte Bürgermeister Kauter eingeladen und es nahmen teil:
Beigeordnete,
Mitglieder der Gemeindeverwaltung, Vertreter der NSDAP, der Ortbauernschaft,
der Gastronomie, des MGV Freundesbund sowie der Geschäftsführer des Rheingauer
Obstmarktes. In dieser Besprechung wurde ein Arbeitsausschuß in folgender
Zusammensetzung gebildet:
Ausschmückung : |
Karlheinz Kohlhaas, |
Abzeichen,
Trinkbecherbeschaffung : |
Adam Brück |
Abzeichen,
Trinkbecherverkauf : |
Marie-Luise Craß |
Festzuggestaltung pp- : |
Max Krahn |
Zeitung und Beleuchtung
: |
Christian Schladt |
Bowleherstellung und -
verkauf : |
Anton Klamp, |
Für die
Werbung wurde viel und offensichtlich auch mit gutem Erfolg getan. Man
verhandelte mit der regionalen und überregionalen Presse und mit
Presseagenturen, mit der - wie sich damals hieß - Deutschen Reichsbahn und man
warb bei größeren Industriebetrieben, die vorwiegend Erzeugnisse für die
Landwirtschaft herstellten. Die damals in den Zeitungen aufgegebenen Anzeigen
hatten nachfolgenden Wortlaut:
"Besuch
das
Erdbeer-Fest
in Erbach Rheingau
am 23. Juni 1935
3 Uhr großer Festzug, Ausschank von Erdbeerbowle, kleinverkauf von Erdbeeren.
Weinfrohes Leben, lustige Tänze. Musik: Musikzug des N.S. Arbeitsdienstes
Wiesbaden-Schierstein. Stonntagsrückfahrkarten von allen Bahnhöfen zwischen
Wiesbaden und St. Goarshausen. Bewachter Parkplatz. (Näheres s. redaktioneller
Teil)".
Zum angepriesenen Kleinverkauf von Erdbeeren ist anzumerken, daß von vielen
Erdbeeranbauern in der Gemeinde erfreulicherweise Erdbeeren kostenlos zur
Verfügung gestellt wurden. Wenn diese Spenden auch nur pfundweise erfolgten, so
ist doch eine stattliche Menge zusammengekommen.
Neben der Werbung in Presse kamen auch Plakate zum Aushang, in erster Linie in
den Städten und Gemeinden des Rheingaukreises sowie in den Städten Wiesbaden,
Mainz und Frankfurt. Auch Erdbeersträußchen, gedacht als Anstecker, wurden
gekauft mit gleich 3.700 Stück zum Preis von 5,5 RM je Gros (= 12 Dutzend).
Diese Menge reichte aber doch über mehrere Jahre. Schließlich ließ man
Postkarten mit einem Erbacher Gedicht und Werbetexten drucken, auch gleich
einen Vorrat für viele Jahre.
Für dieses erste Erdbeerfest war folgendes Programm vorgesehen:
12- 2 1/2 Uhr |
Platzkonzerte auf dem
Hindenburgplatz |
2 1/2 Uhr |
Aufstellung des
Festzuges auf dem Göring-Goebbels-Platz |
3 Uhr |
Festzug durch die
Ortsstraßen |
Für den
Festzug galt folgende Reihenfolge :
1. Der All-Gewaltige
2. Radfahrergruppe
3. Erntereigen
4. Musikzug des freiwilligen Arbeitsdienstes Wi-Schierstein
5. Erdbeeranpflanzung
6. Erdbeerfeld - Arbeiterinnen
7. Erdbeer-Bearbeitung
8. Jauchefaß
9. Erdbeerblüte
10. Erdbeerkäfer
11. Wir fahren in die Ernte
12. Von allem Anfang
13. Reife Erdbeeren
14. Riesen-Erdbeere
15. Musikzug - wie oben -
16. Markthalle
17. Erdbeerverwertung
18. Erdbeere und Wein
19. Eßt deutsches Obst
20. Sommergäste
21. Erdbeer-Königin
22. Jetzt komme se, des sinn'se !
Wie man der Presse, die seinerzeit sehr ausführlich
und positiv über das Fest berichtete, entnehmen konnte, war die Nummer 16
"Markhalle" wegen Arbeitsüberlastung ausgefallen.
Wie aus der Festzugfolge ersichtlich, hatte man zu diesem ersten Erdbeerfest
auch eine Erdbeerkönigin gewählt. Zu dieser Ehre wurde erkoren Maria Lebert.
Insgesamt gesehen war dieses Fest ein voller Erfolg, so daß man ermutigt wurde,
es alljährlich zu feiern. Die Tatsache, daß es von der finanziellen Seite her
ein Verlustgeschäft war, tat dieser Überzeugung keinen Abbruch. Die Gemeinde
dachte nach dem Fest sogar an Belohnungen. Teilnehmer am Festzug, deren Gruppen
eine besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden war, oder Bürger, die ihr Haus so
geschmückt hatten, daß auch diesem Schmuck eine besondere Aufmerksamkeit zuteil
wurde, erhielten Geldzuwendungen zwischen 5,-- RM und 20,-- RM oder ein Präsent
von 2 Flaschen Wein. Das war eine besonders nette Geste und sollte für das
kommende Jahr aneifernd wirken.
Mit diesem ersten Erdbeerfest wurde der Grundstein gelegt für ein Heimatfest,
das im Laufe der vergangenen fünf Jahrzehnte zu einem festen Bestandteil im
Erbacher kulturellen Leben geworden ist.
Es darf die Frage gestellt werden, warum gerade ein Erdbeerfest. Und die
Antwort. Der Rheingauer Obstmarkt hatte seinen Sitz in Erbach. Hier wurde das
Rheingauer Obst angeliefert und in der Markthalle versteigert. Erbach wurde
damit zum Umschlagplatz des Rheingauer Edelobstes, zu dem ja auch die köstliche
Erdbeere gehört. Der Erdbeeranbau stand in jenen Jahren hier in der hoher
Blüte. Es lag deshalb nahe,, das Fest nach der Erdbeere, als der Königin der
Früchte, zu benennen. Nach sicheren Berichten wurden im Jahre 1896 die ersten
Erdbeeren in Erbach gepflanzt, und zwar von dem Gärtner Karl Rohrmann auf dem
Grundstück an der Taunusstraße.
Das Erdbeerfest 1936 wurde nun vom Verkehrsverein durchgeführt und fand am 20.
und 21. Juni statt. Für Samstag, den 20.6., war ein Fackelzug vorgesehen, der
aber nicht stattfand. Dafür wurde auf dem Markt ein Konzert gegeben. Dort
wurden auch von Damen- und Mädchengruppen der Turngesellschaft Volkstänze
vorgeführt. Die Werbung für dieses zweite Fest wurde verstärkt.
Man verhandelte mit verschiedenen Schiffahrtsunternehmen in Mainz mit Ziel,
Fahrten nach Erbach auszuschreiben. In einem Falle hatte der Verein Erfolg.
Anläßlich dieses Erdbeerfestes fand auch eine Ehrung der - wie es damals hieß -
Erdbeer-Veteranen statt, also der Bürger, die sich schon lange und in
besonderem Maße um den Erdbeeranbau verdient gemacht haben. Diese Veteranen
führten in einem besonderen und geschmückten Wagen im Festzug mit.
Es waren :
Adam Herdt
Heinrich Blumensatt
Adolf Rohrmann sen.
Heinrich Kempf
Josef Lamm
Franz Hugo Schick.
Erdbeerkönigin war in jenem Jahr Anna Hildmann.
Im Rahmen der Werbung kamen die Verantwortlichen auf
die originellsten Einfälle. So wurde in verschiedenen Zeitungen mit folgendem
Text auf den Festzug am Sonntag aufmerksam gemacht:
Erbach i.Rhg. In dem am Sonntag stattfindenden Festzug
wird zum ersten Male eine Erdbeer-Käferfalle vorgeführt. Es dürfte wohl, da
gerade dieser Erbeerschädling stark auftritt, für jeden von Interesse sein,
sich diese neue Erfindung anzusehen, um sie später praktisch anzuwenden.
Ob dieser groteske Hinweis dazu beigetragen hat, daß
das Fest mit einem Reingewinn abgeschlossen wurde ? Er betrug zwar nur 68,31
RM, während der Fehlbetrag des Vorjahres 239,90 RM ausmachte, zu dem die
Gemeinde trotz Bitten von keiner Seite einen Zuschuß erhielt.
Zu den Aufgaben des Verkehrsvereins gehörte aber nicht nur die Durchführung des
Erbeerfestes, er bemühte such auch um eine gezielte Werbung für Erbach und
seinen Wein. Auch der Ortsverschönerung wollte er sich in besonderem Maße
annehmen. Außerdem wurde in einer Vorstandssitzung am 3.12.1936 über die
Verlegung des Sportplatzes in den "Althan" gesprochen, eine Frage,
die auch beim Bau, der Umgehungsstraße für kurze Zeit diskutiert wurde.
Zum Erdbeerfest 1937 war neu, daß erstmals ein "Reklameumzug mit
Kraftwagen durch die benachbarten Städte und Dörfer" stattfand. Das war
eine imposante Art der Werbung, die auch nach dem Kriege fortgesetzt wurde. Mit
zunehmendem Verkehr wurde die Werbefahrt immer schwieriger. Da auch gewisse
Gefahren mit ihr verbunden waren, hat man später von dieser Art der Werbung
abgesehen. Ein Festzug entfiel dagegen in diesem Jahr. Es wurde auch keine
Erdbeerkönigin gewählt.
Bei den Vorbereitungen für das Erdbeerfest 1938 tauchten erstmals Überlegungen
auf für die Aufstellung eines Karussells. Anscheint war diese Neuerung der
Ausgangspunkt für die spätere Einrichtung des Vergnügungsplatzes. In jenem Jahr
1938 wurde besonderer Wert auf eine gute Beleuchtung und eine ansprechende und
geschmackvolle Ausschmückung des Marktes und der Adolf-Hilter-Straße (damaliger
Name für die Hauptstraße) gelegt. Die Anstrahlung der beiden Kirchtürme (Katholische
und evangelische Kirche) erfolgte schon seit 1936.
Das Erdbeerfest 1939 war das letzte vor dem Krieg und fand am Samstag, 24.
Sonntag 25. und Montag 26. Juni statt. Es war gut besucht und erbrachte auch
wieder einen Überschuß. Knapp zwei Monate nach diesem Fest begann der zweite
Weltkrieg, der alle Vereinsarbeit zum erliegen brachte.
Nach dem Ende dieses furchtbaren Krieges (Mai 1945) lag alles danieder. Nichts
mehr ging. Aus kleinsten Anfängen heraus mußte langsam mit dem Wiederaufbau
begonnen werden. Das war keine Zeit an die Neubelebung der Vereinsarbeit zu
denken. Hinzu kam, daß die amerikanische Besatzungsmacht jede Vereinstätigkeit
verboten hatte. Erst nachdem die Entnazifizierung begonnen hatte und
schrittweise zu Ende ging, wurden die Verbotsbestimmungen der Amerikaner
zunächst gelockert und dann aufgehoben. Damit war auch die Zeit gekommen für
die Wiederaufnahme der Arbeit in den Vereinen.
Der seit 1948 in Erbach amtierende Bürgermeister Wilhelm Wahler berief für den
31.1.1949 eine Versammlung in das Weinhaus "Kuhlhaas" ein, in welcher
der einmütige Wille zum Ausdruck kam, den Verkehrsverein wieder erstehen zu
lassen. Vor den über 30 in der Versammlung anwesenden Personen gab der
Bürgermeister einen Überblick über die wirtschaftliche Situation in der
Gemeinde und erläuterte die Notwendigkeit zum Zusammenschluß all derjenigen,
denen die Pflege und Förderung des Fremdenverkehrs am Herzen liegt. Die dann
vorgenommene Vorstandswahl ergab folgende Zusammensetzung:
Vorsitzender |
Wilhelm Wahler,
Bürgermeister |
Schriftführer |
Johann Bouffier |
Kassierer |
Hans Kauter |
Beisitzer |
Karl Bär |
" |
Eugen Prinz |
" |
Karl Lamm |
" |
Adolf Rohrmann jr. |
" |
Wilhelm Pörzgen |
Der Vereinsbeitrag wurde auf jährlich 3,60 DM festgesetzt.
In der ersten Vorstandssitzung am 8.4.1949 wurde beschlossen, daß im nächsten
Jahr, also 1950, das Erdbeerfest wieder stattfinden soll. Zugleich wurde ein
neuer Satzungsentwurf verabschiedet und der Beitritt zum Landesverkehrsverband
beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte auch der Beitritt zum Gebietsausschuß
Rheingau, einer Werbeinstitution auf Kreisebene.
Die 1878 gegründete Freiwillige Feuerwehr Erbach bestand im Jahre 1948 70
Jahre. Dieses Jubiläum wurde am 19.6.1949, also ein Jahr später, gefeiert. Bei
der Durchführung dieses Feuerwehrfestes hat der Verkehrsverein mitgewirkt.
Ende 1948 wurde aus Anlaß eines in Wiesbaden-Biebrich geplanten Volksfestes, an
dem der Verkehrsverein seine Teilname bekundete, der Gedanke geboren, einen
Weinbrunnen herzustellen. Dieser Gedanke wurde in die Tat umgesetzt. Der
Verkehrsverein ließ eine genaue Nachbildung des Marcobrunnens anfertigen, jenes
Brunnens, der an der gleichnamigen und weltbekannten Weinbergslage
"Erbacher Marcobrunn" steht. Er wurde zum Feuerwehrfest 1949 erstmals
aufgestellt, seit 1950 hat er bei jedem Erdbeerfest seinen Platz auf dem Markt.
Er fand aber auch schon bei einer Vielzahl von Weinfesten in anderen Städten,
darunter den Landeshauptstädten Wiesbaden und Mainz, einen schönen Platz.
Verstärkte Werbung, die Herausgabe eines Faltprospektes, der Ankauf geeigneter
Fotos sowie die Aufstellung von Bänken waren Punkte, denen sich der
Verkehrsverein in besonderem Maße annahm. Eine Bürgerversammlung sowie
Gespräche mit den örtlichen Gewerbetreibenden sollten zur Mitgliederwerbung und
verstärkten Vereinstätigkeiten beitragen.
Für das Erdbeerfest 1950 wurde das Datum 19. Juni festgelegt. Zugleich wurde
für dieses Fest ein Ausschuß gebildet, dem angehörten:
Bürgermeister a.D. Kauter, Max Krahn, Josef Görner und Bernhard Jung jr. Diesem
Ausschuß oblag es, das Festprogramm vorzubereiten. Es sollte verstärkt geworben
werden. Die örtlichen Gewerbetreibenden erklärten sich in einer gemeinsamen
Besprechung bereit, zu den Werbekosten angemessene Spenden zu geben. Das Fest
war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg.
Nach dem Tode des ersten Vorsitzenden, Bürgermeister Wahler, am 31.1.1951,
übernahm Bürgermeister a.D. Kauter erneut den Vorsitz und zeichnete in dieser
Eigenschaft mitverantwortlich für die Vorbereitung und Durchführung des
Erdbeerfestes 1951. Zu diesem Fest gab es ein Festabzeichen in Form eines
Erdbeersträußchens, so wie es schon vor dem Kriege verwendet wurde. Zu den
schon erwähnten Werbefahrten mit PKW`s wurden Wurfzettel gedruckt, auf denen
für Erbach geworben wurde. Auch eine Erdbeerkönigin wurde wiedergewählt. Zu
dieser Ehre kam
Liesel König.
In der Mitgliederversammlung am 11.3.1952 gab es bei der Wahl zum Vorstand eine
Reihe von Veränderungen. Es wurden gewählt zum:
1. Vorsitzender |
Kaspar Kloss,
Bürgermeister |
2. Vorsitzender |
Max Krahn |
Schriftführer |
Heinz Mees |
Kassierer |
Peter Bender |
Beisitzer |
Paula Craß |
" |
Hanna Craß |
" |
Wilhelm Blank sen. |
" |
Josef Görner |
" |
Peter Schneider |
Der neue Vorsitzende stellte in dieser Versammlung das interessante Thema
Umgehungsstraße zur Diskussion. Zu jener Zeit waren zwei Möglichkeiten im
Gespräch, einmal eine neue Linienführung am Rhein und zum anderen eine Verbreiterung
der Ortsdurchfahrt. Trotz Hinweis des Vorsitzenden, daß bei letzterem Plan eine
Größere Zahl von Häusern fallen muß und daß bei stetig zunehmendem Verkehr dies
keine endgültige Lösung sein könne, sprach sich die Mehrzahl der Anwesenden für
eine Verbreiterung der Hauptstraße aus. Nun, es kam anders. Die am Rhein
gebaute, zweispurige Umgehungsstraße wurde 1960 dem Verkehr übergeben.
Dem neuen Vorstand war es neben anderen Aktivitäten darum zu tun, dem
Erdbeerfest zur besonderen Bedeutung zu verhelfen. Ein Weg dazu war, daß am
15.5.1952 eine Pressebesprechung stattfand, die erfreulicherweise gut besucht
war. Es waren anwesend: Vertreter des Landesverkehrsverbandes Hessen und des
Gebietsausschusses Rheingau, des Bundesbahnverkehrsamtes, von dpa, vom
Hessischen Rundfunk und Südwestfunk, vom Ameropa Reisebüro Frankfurt, sowie den
Zeitungen Wiesbadener Kurier, Wiesbadener Tagblatt, Rheinpost, Rheinische
Weinzeitung Höchst und andere mehr. Diese Besprechung war sehr eindrucksvoll
und man konnte später manches anerkennende Wort über Erbach und das Erdbeerfest
lesen oder auch hören. Ein weiterer Erfolg war, daß der Hessische Rundfunk vom
Erdbeerfest eine Direkt-Reportage ausgestrahlt hat.
Die Vereinsarbeit beschränkte sich nicht nur auf Werbemaßnahmen, es mußten
vielmehr auch enorme Anschaffungen getätigt werden. Da anfänglich nur der
Tanzboden vorhanden war, sah sich der Verein genötigt, die übrigen für das Fest
notwendigen Requisiten leihweise zu beschaffen. Das war natürlich kein Zustand
und es wurden nacheinander angefertigt bzw. gekauft: Theken, Gläser,
Illuminations- und Wimpelketten, Fahnen und vieles andere mehr.
Es würde zu weit führen, jedes Erdbeerfest im einzelnen zu beschreiben. Es
bleibt aber anzumerken, daß alljährlich Neuerungen und Verbesserungen
erfolgten. Beispielsweise sei erinnert an die Aufstellung der Rheingauer
Weinstraße und daraus folgend an die Einrichtung der Weinprobierstand durch
Erbacher Winzer, versuchsweise Aufstellung eines zweiten Tanzbodens,
Ballonvertrieb, Ansichtskartenverkauf und anderes mehr. Zu den Festeröffnungen
waren wiederholt alle Rheingauer Weinköniginnen anwesend, einmal sogar die
deutsche Weinkönigin. Ein neues Festabzeichen wurde eingeführt, das in Erbach
im Odenwald angefertigt wurde. Dorthin bestand schon seit einigen Jahren
freundschaftliche Beziehungen und gegenseitige Besuche haben stattgefunden. So
kam auch wiederholt eine Odenwälter Trachtengruppe aus Erbach zum Erdbeerfest.
Im Gegenzug fuhren dann des öfteren Abordnungen des Verkehrsvereins nach Erbach
zum dortigen Wiesenmarkt, dem weitbekannten "Eulbacher Markt".
Aber auch in anderer Weise ist der Verkehrsverein tätig geworden. Es sind zu
erwähnen:
... |
Aufstellung von zwei
Faßböden an den Ortseingängen. Sie tragen neben einer Abbildung des Marcobrunnens
die Aufschrift "Erbach im Rheingau - Heimat des Marcobrunn". |
... |
Ausschreibung eines
Fotowettbewerbes zur Herausgabe eines neuen Ortsprospektes. |
... |
Beteiligung an
Rheingau- und Gebietsprospekten. |
... |
Druck und kostenlose Verteilung
von Weinkarten an die hiesige Gastronomie mit dem Eindruck des Marcobrunnens. |
... |
Anpflanzung von
Hausrebstöcken rings um den Markt. |
... |
Einrichtung eines
Verkehrsbüros im alten Rathaus (Blumenhaus Rohrmann). |
... |
Alljährliche Besprechung
mit den örtlichen Vereinen zur gegenseitigen Abstimmung der Winterprogramme.
Aus dieser Einrichtung ist dann 1974 der Vereinsring hervorgegangen. |
... |
Beteiligung an den
Fastnachtszügen. |
... |
Empfang für in- und
ausländische Fremdenverkehrsfachleute im Hotel "Schloß
Reinhartshausen" anläßlich eines Fremdenverkehrstages in Wiesbaden. |
An den über einige Jahre hinweg veranstalteten
Weinfestwochen und zu dem alljährlich verkündeten Vater's Weintag wurde der Marcobrunnen
zum Ausschank auf dem Markt aufgestellt.
Auch an auswärtigen Veranstaltungen beteiligte sich der Verkehrsverein, so u.a.
am Mainzer Weinmarkt, am Rheingauer Weinfest in Wiesbaden, am Mainzer
Brückenfest "Tag des Rheingaus" und an der Weinfestwoche in
Rüdesheim.
Mit dem Hessischen Rundfunk konnten folgende Sendungen gestaltet werden: Janine
entdeckt Hessen, Feste der Heimat "Erdbeerfest in Erbach", kleinode
in Hessen "Vom Marcobrunn bis Kloster Eberbach" sowie eine Anzahl von
Reportagen zur Traubenblüte, zum Gemarkungsschluß und zur Weinlese.
Die Gemeinde selbst wurde auch nicht vergessen. So kaufte der Verkehrsverein
eine Anzahl Ruhebänke, die an der Rheinallee und auf dem Kinderspielplatz
aufgestellt wurden. Für letzteren wurden Spielgeräte gekauft. Zur Restaurierung
des alten Rathauses gab der Verkehrsverein der Gemeinde eine finanzielle
Zuwendung. Die Bepflanzung der drei Verkehrsinseln an der Anschlußstelle
Marktstraße-Umgehungsstraße wurde vom Verkehrsverein veranlaßt und bezahlt.
Eine später notwendig gewordene Neupflanzung erfolgte ebenfalls durch den
Verkehrsverein.
Das Jahr 1960 ragt aus der Reihe seiner Vorgänger etwas heraus. Es war das
Jahr, in dem der Verkehrsverein sein 25-jähriges Bestehen in bescheidenem
Rahmen feierte. Es war aber auch das Jahr, in dem am Erdbeerfest die
Umgehungsstraße dem Verkehr schon übergeben war. So war es möglich, daß der
Festplatz beachtlich vergrößert werden konnte. Nachdem genehmigt worden war,
die Hauptstraße ab Taunusstraße bis einschließlich Markt für jeglichen Verkehr
zu sperren, konnte diese Straße auf dem gesperrten Abschnitt in das Festgelände
einbezogen werden. Es war vielfach befürchtet worden, die Umgehungsstraße
könnte sich dadurch nachteilig auswirken, daß auf ihr jeglicher Verkehr an Erbach
vorbeifließt. Es hat sich aber 1960 schon gezeigt, daß weder die Gemeinde im
ganzen noch das Erdbeerfest im besonderen Nachteile zu verzeichnen hat.
Zum Jubiläums-Erdbeerfest waren tanzen frei und in Verbindung mit dem
Festabzeichen wurde eine Weinverlosung durchgeführt. Den Wein dazu, es waren
etwas über 300 Flaschen, spendete die Winzergenossenschaft Erbach.
Neu war zu diesem Erdbeerfest die "Stunde der Alten", die am
Festmontag von 17.00 bis 19.00 Uhr stattfand. Alle Einwohner von 70 Jahren an
wurden eingeladen und waren Gäste des Verkehrsvereins. Dieser
Senioren-Nachmittag wurde beibehalten bis zum heutigen Tag. Nur wurde er in
späteren Jahren von Montag auf Freitag vor dem Fest verlegt.
Eine eigene Feier zum Jubiläum fand am 1. Oktober, einem Samstag, in der
Markthalle statt. Sie war zugleich eine Veranstaltung zum Dank an die vielen
ehrenamtlichen Helfer. Bei diesem Festkommers, wie die Feier genannt wurde,
wirkten mit, die beiden Gesangsvereine Freundesbund und Sängerbund, die
Tanzgruppe der Turngesellschaft, die Mainzer Hofsänger und zur musikalischen
Umrahmung die Kapelle Fries aus Mainz. Die Festansprache hielt der schon 1952
zum Ehrenvorsitzenden ernannte Bürgermeister a.D. Kauter. Er erhielt an diesem
Abend, gemeinsam mit Frau Bertha Krahn, die neue Vereinsnadel in Gold. 26
weitere Mitglieder erhielten für ihre 25-jährige Mitgliedschaft diese Nadel in
Silber. Für 25-jährige ehrenamtliche Mitarbeit beim Erdbeerfest wurde Frau
Maria Wünsch ebenfalls die silberne Nadel verliehen.
Die Veranstaltung nahm einen ungewöhnlich guten Verlauf und verfehlte nicht
ihre Ausstrahlung nach draußen. Dieser Erfolg führte in Verbindung mit einer
Mitgliederwerbung dazu, daß ein Neuzugang von 65 Mitgliedern verzeichnet werden
konnte.
Neu zum Erdbeerfest 1960 war auch, daß man von den bisher verpflichteten
Blaskapellen, darunter in den Jahren 1958 und 1959 die Feuerwehrkapelle Erbach
unter Leitung von Thomas Wagner, abgesehen hatte und dafür eine moderne Kapelle
"Die Kakadus" aus Niederwalluf engagierte. Sie war trotz zum Teil
vorhandener Bedenken sehr gut angekommen.
Die bis zum Jahre 1960 amtierenden Weinköniginnen waren:
1952 - 1954 |
Rita Lebert |
1954 - 1957 |
Gretel Wagner |
1958 - 1960 |
Ulrike von Oetinger |
Marktplatz, Linde und Erdbeerfest waren von Anfang an ein Dreiklang. Der
herrliche Lindenbaum war nun abgestorben und mußte entfernt werden. Der neu
gepflanzte Ahornbaum stand zwar zum Fest 1961, doch der altgewohnte
Schattenspender Linde fehlte. Es wurden Sonnenschirme angeschafft, die ein
wenig für Abhilfe sorgten.
Im Laufe der Jahre gab es durch Tod und Verzicht einige Veränderungen im
Vorstand. In der Mitgliederversammlung am 7. Januar 1961 brachten die
Vorstandswahlen folgende Zusammensetzung:
1. Vorsitzender |
Kaspar Kloss |
geschäftsführender
Vorstand |
2. Vorsitzender |
Hanns Craß |
|
Schriftführer |
Karl Josef Bär |
|
Kassierer |
Jakob Kehr |
|
Beisitzer |
Paula Craß |
erweiterter Vorstand |
" |
Peter Bender |
|
" |
Johann Lepschy |
|
" |
Adolf Rohrmann jr. |
|
" |
Josef Meckel |
Ein Kuriosum vom Jahre 1964. Es gibt wohl kein Fest, an dem nicht von
Souvenir-Jäger etwas mitgenommen wird. Beim Erdbeerfest sind es die Fahnen, die
offenbar einen besonderen Reiz ausüben. Am Erdbeerfest-Montag in aller Frühe
wurde festgestellt, daß die Gemeindefahne fehlte. Sie war ohne jeglichen
Schaden anzurichten an der Stange abgehängt worden. Eine Suche nach dem
Schuldigen wäre sinnlos gewesen. Über ein Jahr später erschien im Rathaus ein
amerikanischer Soldat in Begleitung eines Dolmetschers und gestand die Fahne
abgehängt, mitgenommen und in seine Heimat geschickt zu haben. Offenbar hatte
man dort keine rechte Verwendung oder das Gewissen plagte, weshalb die Fahne an
den Soldaten zurückgeschickt wurde, der sie dann mit vielen Worten der
Entschuldigung wieder ablieferte.
Erstmals im Jahre 1965 wurde ein Frühschoppenkonzert am Erdbeerfestmontag
gegeben. Dieses Konzert fand begeisterte Zustimmung und es wurde als ständige
Einrichtung beibehalten. Ab 1972 wurde dann auch sonntags vormittags ein
ähnliches Konzert veranstaltet.
Diese Konzerte sind eine echte Bereicherung unseres beliebten Heimatfestes.
Keine Bereicherung bringt manchmal das Wetter. 1965 führte der Rhein starkes
Hochwasser, so daß der Vergnügungsplatz an der Rheinallee bis kurz vor dem
Erdbeerfest unter Wasser stand. Beim Aufbau der Fahrgeschäfte und
Verkaufsstände mußten die Männer noch im Wasser waten. Zum Fest selbst war der
Platz frei, nur die Unterführung bleibt unpassierbar. 1966 war ein noch übleres
Jahr. Dienstags vor den Fest zogen um die Mittagszeit mehrere Gewitter heran,
die den Tag zur Nacht machten. Sie hatten einen Katastrophenregen verursacht,
der große Schäden an öffentlichem und privatem Eigentum verursachte. Um 12.50
Uhr wurde Katastrophenalarm gegeben. Die Feuerwehr und freiwillige Helfer waren
bis in die Nacht im Einsatz. Selbst mittwochs und donnerstags hatte die Wehr
noch Aufräumungsarbeiten zu leisten. Freitags gab es dann wieder ein Gewitter
mit starkem Regenfalls und selbst samstags, dem Tag des Festbeginns, gab es
kurz nach 15.00 Uhr erneut ein Gewitter. Die Feuerwehr mußte wieder zum Einsatz
und die Festeröffnung wurde um eine Stunde verschoben. Die folgenden zwei
Festtage blieben ebenfalls nicht ganz von Regen verschont.
Zum Schluß des Jahres 1966, am 8. Dezember, verstab der Gründer und
Ehrenvorsitzende des Verkehrsvereins und Begründer des Erdbeerfestes,
Bürgermeister a.D. Jean Kauter.
Nachdem sich im Vorstand Veränderungen abzeichneten, fand in der
Mitgliederversammlung am 5. März 1970 eine Neuwahl statt.
Es wurden gewählt zum:
1. Vorsitzender |
Kaspar Kloss |
2. Vorsitzender |
Bernhard Jung jr. |
Schriftführer |
Karl Josef Bär |
Kassierer |
Ulrich Schneider |
Beisitzer |
Georg Eckert |
" |
Ottmar Fladung |
" |
Johann Lepschy |
" |
Josef Meckel |
" |
Wilhelm Ensgraber |
In der gleichen Versammlung wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt:
Peter Bender |
für seine Vorstandstätigkeit
als Kassierer und Beisitzer |
Hanns Craß |
für seine
Vorstandstätigkeit als zweiter Vorsitzender und Schriftführer sowie |
Jakob Kehr |
für seine 15-jährige
Kassierertätigkeit |
Herr Kehr wurde im gleichen Jahr auch noch die goldene Vereinsnadel verliehen.
Er war von März 1955 bis Ende 1969 Kassierer des Verkehrsvereins und hat sich
besondere Verdienste um das Erdbeerfest erworben.
Das Jahr 1970 begann mit einem schlimmen Verkehrsunfall. In der zweiten Stunde
des neuen Jahres verunglückte tödlich auf der B 42 zwischen Eltville und Walluf
unser Mitbürger Robert Fladung, Sänger am Staatstheater Wiesbaden. Herr Fladung
hat über Jahre hinweg bei der Stunde der Alten unsere Gäste mit seiner
herrlichen Stimme erfreut.
Jenes Jahr verschonte uns auch nicht von Naturkatastrophen. Allein vier
Hochwasserwellen sind in den Akten des Verkehrsvereins verzeichnet. Vom 10. bis
12.2., vom 22.2. bis 2.3., vom 24. bis 26.4. und vom 14. bis 16.5. Die zweite
Welle war die schlimmste und wurde nur noch von dem Hochwasser 1882
übertroffen. "Der Rheingau im Zentrum der Flutkatastrophe", unter
dieser Überschrift berichtete die Presse. Die Umgehungsstraße, das
anschließende Gelände, sowie die gesamte Rheinallee und der Sportplatz waren
vollständig überspült. In der Rathausstraße stand das Wasser bis zur
Albrechtstraße, in der Marktstraße bis fast zur Andreasgasse, in der
Kreuzstraße bis zur Berliner Straße und in der Kirchstraße bis zur Jahnstraße.
Einige Familien mußten evakuiert werden und sehr viele Keller standen unter
Wasser. Die Feuerwehr war pausenlos im Einsatz und wurde vom Roten Kreuz
verpflegt.
Am Erdbeerfest-Sonntag 1970 fand das Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft
statt. In der Hoffnung, daß Deutschland ins Endspiel kommt, war an eine
Fernsehübertragung auf den Markt gedacht. Doch dazu kam es nicht.
Nicht alle Jahre waren für den Verkehrsverein vom Erfolg begleitet. So war das
Erdbeerfest 1971 total verregnet und der Verein kam in die Kreide. Die Gemeinde
half mit einem Darlehen in Höhe des Defizits und die Arbeit konnte weitergehen.
Das folgende Jahr brachte den Verein wieder in die schwarzen Zahlen und das
Darlehen wurde getilgt.
Das Erdbeerfest, das im Laufe der Jahre stetig durch seinen guten Ruf an
Anziehungs- und Ausstrahlungskraft weit über unsere engere Heimat hinaus
gewonnen hat, erfuhr im Jahre 1973 dadurch eine Vergrößerung, daß fünf Tage ins
Festgeschehen einbezogen wurden. Donnerstags Weinprobe, freitags Stunde der
Alten, samstags offizielle Eröffnung sowie sonntags und montags fröhliches
Feiern in bekannter Weise.
Das Jahr 1973 fand ein schmerzliches Ende. Am 3. Dezember brannte das bekannte,
historische Gasthaus "Zum Engel" vollständig nieder, wodurch viele
unserer Vereine durch den Verlust ihres Vereinslokales obdachlos geworden sind.
Der Verlust des "Engel" brachte erhebliche Nachteile, die sich auch
für den Verkehrsverein schon sehr deutlich im Jahre 1974 ausgewirkt haben. Für
die im Vorjahr erstmals gegebene Weinprobe fehlte nun der geeignete Raum. Man
ist auf den Rathaushof ausgewichen, den die Gemeinde 1973 ausgebaut hatte. Eine
Halle wurde durch einen Zeltanbau vergrößert und die Rathaus-Nebenräume durften
benutzt werden. Diese Lösung bewährte sich und wurde bis heute beibehalten.
In diesem Zusammenhang darf erwähnt werden, daß die Fastnacht in Erbach 1974
buchstäblich ins Wasser gefallen wäre, wenn sich die örtlichen Vereine nicht zu
einer geradezu vorbildlichen Gemeinschaftsleistung zusammengetan hätten. Die
Markhalle wurde zu einer einmaligen Narrhalle ausgestattet und es wurden an den
vier Fastnachtstagen (samstags bis dienstags) Maskenbälle veranstaltet, die
Anziehungspunkt für den ganzen oberen und mittleren Rheingau waren.
Ein Novum in 1974 war, daß das Erdbeerfest an zwei Wochenenden gefeiert wurde.
Nicht nur das ungünstige Wetter, sondern der Umstand, daß donnerstags nach dem
Fest Fronleichnam gewesen ist, waren Veranlassung an diesem Donnerstag nochmals
zu festen. Und da es von Donnerstag bis Samstag nicht weit ist und der
Sonntag unmittelbar folgt, wurde an diesen beiden Tagen eine Nachlese zum
Erdbeerfest gehalten.
Zum 40-jährigen Bestehen des Vereins 1975 erhielten die noch lebenden Gründer
im Rahmen der Stunde der Alten die goldene Vereinsnadel. Es waren: Jean
Bouffier, Josef Hardt, Hans Kaiser und Eugen Prinz. Jakob Kehr hatte diese
Auszeichnung bereits 1970 erhalten.
Im gleichen Jahr wurde nach einer längeren Pause auch wieder ein Helferfest
abgehalten, mit dem der Verein den sehr zahlreichen freiwilligen Helfern seinen
Dank abstattete. Seitdem wird alljährlich in dieser Form Dank gesagt, und zwar
jeweils am Freitag vor dem Kirchweihfest.
Unsere Weinköniginnen zwischen dem 25-jährigen und 40-jährigen Bestehen des
Verkehrsvereins waren:
1965 - 1969 |
Ursula Craß |
1969 - 1972 |
Gabriele Craß |
1972 - 1974 |
Hannelore Rohrmann |
1974 - 1975 |
Karin Jung |
Nachdem das Gasthaus "Zum Engel" in den Jahren 1974/75 bis auf den
Saal wieder aufgebaut worden war, wurde es im September 1975 wieder eröffnet. Etwa
während der gleichen Zeit wurde im Pfarrgarten der katholischen Kirchengemeinde
ein Pfarrzentrum gebaut. Es wurde am 8.11.1975 eingeweiht und es ist eine sehr
beachtliche Bereicherung für das kulturelle Leben in Erbach geworden.
Das Jahr 1976 war das letzte Jahr für die selbständige Gemeinde Erbach. Sie die
1954 ihre 1000-Jahrfeier festlich beging, wurde am 1.1.1977 als Stadtteil nach
Eltville eingegliedert. Diese gegen den Willen der gesamten Gemeinde per Gesetz
erfolgte Eingliederung änderte an dem Rechtsstatus des Verkehrsvereins nichts.
Damit der Verkehrsverein auch für Zukunft über alle notwendigen Voraussetzungen
zur Erfüllung seiner Aufgaben verfügen kann, hat im Laufe des Jahres 1976 die
Gemeinde Erbach mit dem Verkehrsverein einen Vertrag geschlossen, durch welchen
dem Verein die erforderlichen Räume im Rathaus und seinen Nebengebäuden
mietweise überlassen wurden.
Die ersten Mitgliederversammlung nach jenem ungeliebten 1.1.1977 fand am
19.1.1977 statt. In ihr ist Kaspar Kloos, der seit 25 Jahren als Vorsitzender
tätig gewesen ist, gemäß seiner Ankündigung in der Mitgliederversammlung des
Vorjahres zurückgetreten. Er wurde zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden
ernennt und erhielt die goldene Vereinsnadel. An seiner Stelle wurde Hans
Zimmerschitt zum Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig schied Johann Lepschy aus
dem Vorstand aus. Sein Nachfolger wurde Karl Heinz Müller. Herr Lepschy erhielt
die goldene Vereinsnadel und wurde zum Ehrenmitglied ernannt.
Die Gebietsreform machte eine Zusammenarbeit des Verkehrsvereins auf gewissen
Gebieten mit der Stadt Eltville notwendig. Und sie war, wie in den Protokollen
zu lesen ist, eine gute, sowohl mit der Stadtverwaltung als auch mit dem
Verkehrsamt. Daraus ergab sich, daß der Verkehrsverein im Jahre 1977 erstmals
am Festzug zum Eltviller Sektfest teilnahm.
Der Verkehrsverein ging wieder daran, die freundschaftlichen Beziehungen zu
Erbach im Odenwald neu zu beleben. Der erste Besuch einer größeren Abordnung
von dort kam im April 1979. Den Gästen wurde eine Rheingau-Rundfahrt und eine
Weinprobe mit Kellerbesichtigung geboten. Am Abend war ein gemütliches
Beisammensein im Gasthaus "Zum Engel". Ein Gegenbesuch fand im
September des gleichen Jahres statt. Inzwischen wurde in diesen Freundeskreis
Erbach in Württemberg einbezogen. Auch hier haben schon gegenseitige Besuche
stattgefunden. Seitdem spielt zu den Erdbeerfesten eine dortige Kapelle,
"Die Erbacher Buam".
In der Mitgliederversammlung am 11.4.1979 wurde durch eine Satzungsänderung
festgelegt, daß der Vorstand um die Stelle eines Zeugwartes erweitert wird.
Dies war notwendig, weil die Requisiten des Vereins stark zugenommen hatten und
eine bestimmte Person für alles verantwortlich zeichnen muß. Der Umfang allen
Gerätes ist derart groß geworden, daß noch zusätzlich ein Raum in einem
Privathaus gemietet werden mußte, in dem der Weinbrunnen und die Theken gut
gelagert werden können. 1980 erfolgte nochmals eine Satzungsänderung zum Zwecke
der Erlangung der Gemeinnützigkeit im steuerrechtlichen Sinne.
Die Neuwahl des Vorstandes hatte folgendes Ergebnis:
1. Vorsitzender |
Hans Zimmerschitt |
2. Vorsitzender |
Bernhard Jung jr. |
Schriftführer |
Peter Benz |
Kassierer |
Herbert Hammann |
Beisitzer |
Ottmar Fladung |
" |
Georg Eckert |
" |
Heinz Nikolai |
" |
Wilhelm Ensgraber |
" |
Karl Heinz Müller |
Zeugwart |
Bernhard Kohlhaas |
Eine schmucke Gestaltung des Markplatzes ließ sich der Verkehrsverein besonders
angelegen sein. Zunächst sorgte er für die Anbringung von Blumen an den Fenstern
der Häuser rings um den Markt. Die Anlieger sorgen ihrerseits für die
Pflege der Blumen. Der Platz selbst wurde entlang der Straßengrenzen mit großen
Waschbeton-Blumenkübeln gegen den Verkehr abgegrenzt. Die Bepflanzung übernimmt
in dankenswerter Weise die Stadt Eltville. Eine alter Kelter wurde gekauft, die
nach dem endgültigen Ausbau des Marktes durch die Stadt Eltville einen Platz an
geeigneter Stelle erhalten wird. Ebenso wurde beschlossen, eine Bank anfertigen
zu lassen, die um den Ahornbaum aufgestellt werden soll.
An die Werbemöglichkeiten durch PKW's wurde auch gedacht. Man ließ einen
Aufkleber anfertigen, der von allen Autobesitzern erworben werden kann.
Ein andere Weg auf Erbach aufmerksam zu machen, ist der Luftballon-Wettbewerb.
1982 wurde erstmals am Erdbeerfestmontag ein Kinder-Nachmittag veranstaltet; er
wurde 1983 um einen Ballon-Wettbewerb bereichert. Die fünf Kinder, deren
Ballons am weitesten fliegen, werden mit besonderen Geschenken bedacht.
Zur weiteren Intensivierung der Werbung beteiligte sich der Verein bei der
Herausgabe von Hotel- und Gaststättenverzeichnissen durch das Verkehrsamt
Eltville.
Eine besondere Aufgabe hat sich der Verkehrsverein noch gestellt, die im
Jubiläumsjahr 1985 gelöst werden soll. Ein Raum im Erbacher Rathaus wird als
Heimat-Museum eingerichtet werden. Damit sollen Zeugnisse der Vergangenheit
gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eine Reihe von
alten und wertvollen Gegenständen ist schon vorhanden. Weitere interessante
Sachen kommen noch hinzu. Außerdem verfügt der Verein über eine größere Anzahl
zum Teil sehr alter Fotografien, die ebenfalls einen Platz im Heimat-Museum
finden werden. Diese Einrichtung wird eine wertvolle Bereicherung für Erbach
sein.
Weinköniginnen bis zum Jubiläumsjahr 1985 waren bzw. sind:
1975 - 1976 |
Karin Jung |
1976 - 1979 |
Monika Staab |
1979 - 1983 |
Elke Mautry |
1983 - 1985 |
Andrea Rotter |
Im Rahmen dieses geschichtlichen Rückblicks nimmt das Erdbeerfest teilweise einen
breiten Raum ein. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, daß es nicht nur ein
beliebtes Heimatfest ist, sondern sich auch weit über die Grenzen unserer
Region hinaus einen guten Platz gesichert hat. Wenn das Erdbeerfest im Laufe
der vergangenen fünf Jahrzehnte zu einem so bedeutenden Fest mit stetig
steigender Besucherzahl geworden und heute aus dem Festkalender unserer Heimat
nicht mehr wegzudenken ist, dann ist das nicht allein das Verdienst des
Verkehrsvereins, sondern auch im besonderen der zahlreichen, in jedem Jahr zur
Verfügung stehenden freiwilligen Helferinnen und Helfer. Dieser großen Schar
der Unermüdlichen Dank zu sagen, ist ein besonderes Anliegen des
Verkehrsvereins. Es ist gewiß nicht möglich, hier alle Namen zu nennen, die
Liste würde schier endlos lang.
Dank gilt zunächst den Vereinen, die sich fest ohne Ausnahme Jahr für Jahr für
die verschiedensten Aufgaben zur Verfügung gestellt haben. Ohne Rücksicht auf
die eigenen Vereinsaufgaben waren sie da, wenn es galt zu helfen, sei es bei der
Vorbereitung, beim Aufbau oder an den Festtagen selbst.
Darüber hinaus waren es aber auch die einzelnen Mitbürger aller Altersgruppen,
Frauen wie Männer, die sich in den Dienst des Festgeschehens gestellt haben.
Manche von Ihnen über viele Jahre hinweg, so daß der Verein schon wiederholt
Gelegenheit hatte, besondere Ehrungen für langjährige Mitarbeit vorzunehmen.
Wenn auch manche Tätigkeit nicht ganz ohne Entgelt getan werden kann, so
schmälert dies nicht das Verdienst, das die Helferschar zum besten des Festes
erbringt.
Die seit einigen Jahren zum festen Bestandteil des Erdbeerfestes gehörenden
Weinproben verdienen einen besondere Erwähnung. Denn die dafür benötigten Weine
- und es ist schon eine stattliche Zahl von Flaschen der verschiedensten
Jahrgänge, Sorten und Qualitätsstufen - werden von unseren Winzern, Weingütern
und der Genossenschaft zum Nulltarif zur Verfügung gestellt. Für diese Spenden
darf herzlich gedankt werden. Dank aber auch unseren Bäckereien, welche die zu
einer Weinprobe unentbehrlichen Wasserwecke alljährlich kostenlos geliefert
haben.
Dank und Anerkennung gebührt auch den Weinköniginnen für ihre Mitwirkung bei
den Erdbeerfesten und ihren Einsatz als Botschafterinnen des Erbacher Weines.
Sie habe ihren guten Teil dazu beigetragen, daß unser heimisches Produkt noch
mehr bekannt und geschätzt wird.
Ein ebenso herzlicher Dank gilt den Erdbeerköniginnen, die vor der Wahl der
ersten Erbacher Weinkönigin und schon vor dem Kriege sich in den Dienst unseres
Heimatfestes gestellt haben.
Das Verhältnis zwischen der Gemeinde Erbach und dem Verkehrsverein war in allen
den zurückliegenden Jahren vorbildlich und vertrauensvoll. Die Gemeinde hat dem
Verein vielseitige Hilfestellungen gegeben. Nach der Eingliederung hat auch die
Stadt Eltville ihre Unterstützung nicht versagt. Diese Hilfen von der
kommunalen Seite sollen mit besonderer Dankbarkeit gewürdigt werden.
Zur Stunde der Alten bekommen seit Jahren die Senioren als Präsent eine kleine
Flasche Sekt. Dieser Sekt kommt im wesentlichen aus Spenden von Sektkellereien.
Dafür gebührt de Spendern der Dank des Verkehrsvereins.
Ein gleicher Dank auch den Erbacher Geschäftleuten, die mit Geld- und
Sachspenden helfen, daß der Kinder-Nachmittag so ansprechend gestaltet werden
kann.
Mit Blick auf das Jubiläumsjahr kann gesagt werden, daß zum Erdbeerfest, das
vom 14. bis 17.6.1985 stattfindet, eine besonders auserlesene Weinprobe gegeben
wird. In Ihr werden Weine der Jahrgänge 1955, 1959, 1964, 1971, 1973 und andere
mehr vertreten sein. Die etwa 30 Nummern umfassende Probe enthält alle
Qualitätsstufen über Eiswein, mehrere Auslesen bis Beeren- und
Trockenbeerenauslese.
Mit dem Erdbeerfest selbst wird keine Jubiläumsfeier verbunden sein. Diese wird
am 14. September 1985 in der "Erbacher Halle" stattfinden.
Der Verkehrsverein kann gewiß mit seinen Leistungen in den vergangenen 50
Jahren zufrieden sein. Er hat gezeigt, was ein Verein mit der Gemeinschaft zu
schaffen im Stande ist. Diese positive Bilanz sollte Ansporn sein, im
Besonderen für unsere Jugend, im bisherigen Sinne weiterzumachen, damit auch in
der Zukunft Bürgersinn und Gemeinschaftsgeist fortbestehen werden.
Fortsetzung folgt...